Dating is as Dating does…
Oligotropos datet mal wieder.
Nein
halt.
Er datet genau genommen noch nicht. Er treibt sich erst
einmal wieder auf Datingportalen herum.
Diesmal immerhin auf
Plattformen, die sowohl monogame als auch nicht-monogame Formen der
Suche und des fakultativen Datings gewährleisten.
So weit – so
gut.
Doch nach dem ersten halben Dutzend gesichteter Profile
überfällt ihn allerdings eine merkwürdige Nachdenklichkeit, als er
erkennt, daß eine „oligoamore Suche“ selbst auf solchen
Webseiten so ihre tieferen inneren Tücken hat:
Stufe 1 – Monogamie als Beispiel: Fast alle Datingplattformen scheinen für die Monogamie wie geschaffen. Nicht, daß ich sagen möchte, daß monogame Menschen es da wirklich einfach haben – aber sämtliche Kriterien scheinen auf die Monogamie zugeschnitten zu sein: Topf sucht Deckel – oder Deckel sucht Topf. Frau oder Mann sucht nach „dem einen Menschen“. Und wenn sich dann zwei in dieser Weise auf so einer Plattform finden, dann tun sie sich zusammen und verschwinden beide aus dem „Pool“ potentieller Sucher*innen – um fürderhin das zu tun, was monogame Menschen dann eben so gemeinsam machen. Womit wir diese Personen schon einmal aus unserer Geschichte ausblenden können, denn erstens zieht diese Gruppe ohnehin immer nur pärchenweise von dannen und zweitens sind wir ja selbst nicht monogam. Also schauen wir ihnen ein wenig bewundernd und ein wenig kopfschüttelnd hinterher: Ja, die zwei haben sich wohl „gefunden“ – bis daß wer oder was auch immer sie scheidet.
Stufe 2 – Non-monogam – polyamores Suchen und Finden: Klingt ja für alle Welt wirklich erst mal nach der großen Freiheit schlechthin. Hier wäre es also egal, ob ich als freies Atom oder als ein bereits gebundenes (quasi als Teil irgendeines Moleküls) nach weiteren potentiellen (Ver)Bindungen Ausschau halten würde.
Natürlich wären hier zuvor ein paar Hausaufgaben zu erledigen: Einvernehmlich-transparentes Öffnen (und Offenhalten) der eigenen Beziehung. Oder falls man noch allein ist: Der klare Vorsatz, daß man dies künftig mit all seinen möglichen Beziehungen so halten wird. Das Ganze dann gut abschmecken mit der gleichen Berechtigung für alle potentiell beteiligten Parteien, konsequenter Verantwortungsübernahme für eventuelles eigenes Risikoverhalten (z.B. sexuell) – plus einem Quentchen Verbindlichkeit hinsichtlich des entstehenden Gesamtbeziehungsnetzwerkes und dahingehend einer eher längerfristigen Orientierung (sonst täte es auch ein gelegentlicher Besuch im Swingerclub oder Casual-Dating).
Und dann kann die fröhliche Partner*innensuche losgehen. Und all die Menschen, die Lust haben und zu deren Parametern meine Vorstellungen von Mehrfachbeziehungen passen – und wiederum meine Parameter zu deren Vorstellungen – die könn(t)en sich dann zusammenfinden. Wenn Entfernung und/oder Logistik sowie Kommunikation untereinander da einigermaßen mitspielen.
Ich, Oligotropos, als Autor dieses bLogs, finde dann natürlich immer noch ein-zwei-drei Häkchen an den Beziehungsgebilden, die diese Herangehensweise ermöglichen würde. Diese drei „Häkchen“ habe ich in Eintrag 2 ausführlich beschrieben, da ich hinsichtlich der „Polyamory“ zu oft erlebt habe, daß die aus solchen Vorgaben entstehenden Verbindungen häufig auf Sexualität als wichtigstem (oder einzigem) gemeinschaftsstiftendem Hauptinteresse beruhen, die Beteiligten um ein unrealistisches Diktat von Bedürfnis- und Anspruchsfreiheit ringen und letztendlich Persönlichkeitsfragmentierung betrieben wird.
Aber über die Geeignetheit solcher Beziehungen habe ich nicht zu entscheiden. Das müssen die dort Beteiligten selbst abstimmen, ob die so entstehenden Formen ihnen (trotzdem) dienlich sind.
Und für viele Konstellationen reichen solche polyamoren Arrangements auch völlig aus: Vom Ausleben von sexueller Freiheit in einer Beziehung, über Teilhabe an der neotantrischen Community oder an BDSM-Spielbeziehungen, bis hin zur kategorielosen Beziehungsanarchie.
Und darum glaube ich aber auch, daß es da früher oder später mit dem Suchen und dem Dating klappen wird: Denn es werden sich Menschen zusammenfinden, die situativ übereinstimmend besondere Augenblicke ihres Lebens miteinander teilen wollen. Ob bei Veranstaltungen oder im Urlaub, auf Kursen oder bei Festivals, aus der Freundschaft bzw. aus gemeinschaftlichem Interesse und Engagement heraus.
Mir, Oligotropos, hat das alles aber nicht gereicht. Die Polyamory ließ für meinen eigenen Seelen- und Beziehungsfrieden zu viele Definitionslücken hinsichtlich Verläßlichkeit/Berechenbarkeit, Loyalität/Identifikation und Nachhaltigkeit offen (siehe auch Einträge 3 + 4).
Außerdem schien mir die „Polyamory“ häufig entgegen ihrem Gründungsgedanken nicht mehr als „Beziehungsphilosophie“ angesehen zu werden, sondern als eine Art neuer Philosophie von Liebe und persönlicher Freiheit. Über Buchautoren und Coaches wie Robert Betz und auch Veit Lindau rückten im 21. Jahrhundert daher Betrachtungen wie die Folgenden dort immer öfter in den argumentativen Fokus:
»Beziehungen sind eine Struktur, und Liebe ist unstrukturiert. Liebe bezieht sich auf jemanden, natürlich, wird aber nie zur Beziehung. Liebe geschieht von Moment zu Moment. Liebe ist ein Seins-Zustand, keine Beziehung. Es gibt liebevolle Menschen und solche, die nicht liebevoll sind. Menschen, die nicht liebevoll sind, benutzen ihre Beziehung, um liebevoll zu erscheinen. Liebevolle Menschen brauchen keine Beziehung – Liebe ist genug. Sei ein liebevoller Mensch, anstatt in einer Liebesbeziehung zu sein – denn Liebesbeziehungen bestehen an einem Tag, und am nächsten sind sie vorbei. Sie sind Blüten, am Morgen blühen sie auf, am Abend sind sie verblüht. […] Eine Beziehung kann aus Angst eingegangen werden, sie mag nichts mit Liebe zu tun haben. Sie kann einfach eine Art Sicherheit sein. Die Beziehung wird nur gebraucht, weil es keine Liebe gibt. Eine Beziehung ist ein Ersatz. Sei achtsam. Beziehungen zerstören die Liebe, sie zerstören die bloße Möglichkeit, dass Liebe aufscheint.¹«
Oder:
»Wirkliche Persönlichkeiten lieben einander als Luxus; es ist nicht länger ein Bedürfnis. Sie genießen es zu teilen: Sie haben so viel Freude, dass sie gerne jemanden damit erfüllen würden. Und sie wissen, wie sie ihr Leben als Soloinstrument spielen können.²«
„Armer Rajneesh!“, würde ich nun beinahe laut ausrufen (siehe dazu auch Eintrag 8), „hast Du deine Beziehungen tatsächlich vorwiegend so erlebt?“
Denn in der zunehmenden menschlichen „Beziehungslosigkeit“ und im „Solistentum“ sehe ich aktuell eher ein heraufziehendes Problem als eine (Er)Lösung.
Auch deshalb machte ich mich daran, für mich die „Oligoamory“ zu erforschen, insbesondere mit Blick auf die Bedürfnisse und Wünsche, die ich hinsichtlich Mehrfachbeziehungen hatte.
Was mich aber nun bei der „Suche“ und beim Daten gewissermaßen vor neue Herausforderungen stellt. Oder zumindest vor Fragen, denen ich mich stellen muß.
Stufe 3 – Oligoamore Suche:
Stellen wir den obigen Rajneesh/Osho-Zitaten direkt eines von dem britischen Schauspieler Anthony Hopkins gegenüber:
»Keiner von uns kommt lebend hier raus. Also hört auf, euch wie ein Andenken zu behandeln. Esst leckeres Essen. Spaziert in der Sonne. Springt ins Meer. Sagt die Wahrheit und tragt euer Herz auf der Zunge. Seid albern. Seid freundlich. Seid komisch. Für nichts anderes ist Zeit.«
Was mir an diesem Zitat aus oligoamorer Sicht besonders gut gefällt, ist der direkte Hinweis auf unsere zutiefste Menschlichkeit mit ihren Freuden – und auf unsere Endlichkeit.
Mr. Hopkins sagt ebenfalls: Macht Schluß damit, euch selbst und euch gegenseitig wie „Lebensdreingaben“, ja, wie „Andenken“ zu behandeln. Und er ergänzt: Sagt die Wahrheit, tragt Euer Herz auf der Zunge – womit er also an unsere radikale Aufrichtigkeit appelliert.
Gerade diese beiden Aspekte scheinen mir hinsichtlich dem Finden von potentiellen Partner*innen in der Oligoamory von großer Bedeutung.
Denn gemäß dem Prinzip „Was Du nicht willst, das man Dir tu‘, das füg‘ auch keinem anderen zu...“ möchte ich jedenfalls nicht als „Luxus“ oder „Lebensdreingabe“ angesehen oder behandelt werden. Ich bin ein ganzer, komplizierter Mensch mit meinen Schwächen und Stärken und so wünsche ich auch angenommen zu werden. Hups, da habe ich auch gleich den zweiten Punkt touchiert: Denn um so „angenommen zu werden“, muß ich mich ja auch selbst aufrichtig so annehmen können. In Eintrag 26 und 27 setze ich mich damit auseinander, wie ich meine innere Fragmentierung überwinden kann, um wieder wirkliche Nähe und echte Vertrautheit erleben zu können. Und dabei spielt konsequente und etwas schonungslose Selbstehrlichkeit eine nicht zu unterschätzende Rolle.
Nehmen wir nun an, daß wir es gemäß Mr. Hopkins halbwegs geschafft hätten, uns selbst nicht länger „wie ein Andenken“ zu behandeln, weil wir uns in unserer schrullig-schönen, auf jeden Fall menschlichen, Einzigartigkeit einigermaßen akzeptiert hätten, wozu unsere immer wieder aufgewandte Aufrichtigkeit maßgeblich beitragen würde.
Dann würde dies im Gegenzug ja ganz klar bedeuten, daß auch unsere potentiellen Partner*innen nichts weniger wert wären…
Holla.
Denn jetzt haben wir für unsere „Suche“ und für eventuelles Dating einen Anspruch formuliert, dem wir erst einmal gerecht werden müssen:
Habe ich derzeit die Kapazität in meinem Leben, einen (weiteren) GANZEN Menschen als solchen zu würdigen?
Vielleicht denkt nun jemand: „Ach, bitte, lieber Oligotropos, das würde ich nie von jemandem anderen verlangen, daß er*sie*es mich so betrachtet. Mir würde es reichen wenn sie denken, ich sei ein*e gute*r Gitarrist*in /Surfer*in / Bettgenoss*in – ob ich meine Steuern korrekt abführe oder wo ich politisch stehe ist dabei doch ganz unwichtig…!“
Ach ja? Da bist Du vielleicht noch (bestenfalls) in der Polyamory richtig – aber dann hat diese Webpräsenz hier tatsächlich nichts für Dich zu bieten. Und jammere auch nicht länger über das Erleben von so einer seltsamen elenden inneren Diskrepanz zwischen Schein und Sein – denn „Trennungsrealität“ bzw. ein Leben weit weg von Deinem „Kontinuum“ scheinst Du wohl doch eher zu bevorzugen.
Ich bitte um Entschuldigung für diese sehr offenen Worte – aber darin besteht die Konsequenz, wenn wir auf der Beziehungsebene für ein gleichberechtigtes Wohlergehen aller Beteiligten eintreten wollen.
Und diese Konsequenz müssten wir eben bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt miteinbeziehen, quasi schon bei der „einseitigen Beziehungsanbahnung“.
Unsere Zielvorstellung einer „oligoamoren Beziehung“ wäre ja geprägt von dem Wunsch, einen (weiteren) Menschen zu finden, der auf diese Weise Teil unseres „Seelenstammes“ wird, eine*r unserer „Zugehörigen“. Wir hoffen damit auf eine Beziehung, die von Vertrautheit geprägt ist, die es zuläßt, daß dort alle Beteiligten ihre „Alltagsrüstung“ voreinander ablegen können. In einer solchen Beziehung wäre man einander gerade wegen der vielen Kleinigkeiten wichtig, durch die man gemäß dem Schriftsteller Antoine de Saint-Exupéry „die Farbe des Weizens gewonnen hätte ³“: (Nur) Scheinbar unerhebliche Details, die aber für die Anderen in ihrer Eigenheit die jeweilige Persönlichkeit aufstrahlen läßt. Denn schließlich führt jede menschliche Beziehung darauf zurück, daß wir uns in einer solchen Beziehung jenseits unserer sichtbaren Errungenschaften, unserer Erfolge oder Kenntnisse – aber auch jenseits unserer Kümmernisse und Sorgen – einfach als Menschen angenommen fühlen möchten. Und zwar nicht als Bestätigung durch irgendein Außen – da irrt der gute Osho und alle seine Mitredner meiner Ansicht nach – sondern als Zuspruch bzw. Zusicherung unserer eigenen inneren erlangten Gewißheit hinsichtlich unseres Wertes und des Wertes, den jeder andere Mensch hat – ohne das irgendeine*r von uns irgendwie gemindert wird.
Fazit: Darum ist für mich als oligoamor-sensibler Mensch Online-Dating aufregender und komplizierter, als es genau genommen für mich richtig wäre.
Viele Portale scheinen z.B. eine Strategie zu bevorzugen, die ein multiples Anschreiben von Profilen nahelegt, um quasi ein möglichst großes Netz auszuwerfen. Ich z.B. kann das nicht, ohne daß ich mir dabei in irritierender Weise etwas inkohärent und auch etwas illoyal vorkomme: Hinter jedem Profil steckt ein ganzer Mensch. Wie ich hinter meinem Profil doch auch. Und keine zwei Profile oder Menschen gleichen sich. Darum finde ich, daß auch jeder dieser Menschen eine eigene Herangehensweise verdient hat. Sonst wäre es ein bißchen so, als ob ich in eine Kneipe zu einer Gruppe Frauen „Na, Mädels!“ gebrüllt hätte und zu hoffen, daß sich eine von ihnen nun aufgrund dieser so eloquenten wie individualistischen Ansprache mir nähert…
Und es ist tatsächlich so, daß wenn ich ein Profil lese, ich durchaus überlege, ob ich die Kapazität habe, mehr als nur eine Projektionsfläche für die Wünsche und Bedürfnisse der Gegenseite zu sein – was im Zweifelsfall ein arg dünner Lack wäre, der kaum einer „Nagelprobe“ standhalten würde.
Und ich überlege immer, ob es ein guter Moment für einen solchen Schritt jetzt gerade in meinem Leben ist:
- Ob in meinem schon reichen Leben überhaupt Platz für einen GANZEN (weiteren) Menschen ist (Ich erinnere an das Anaïs Nin-Zitat aus Eintrag 6, daß „jeder neue Mensch für eine neue Welt in uns steht, die möglicherweise nicht geboren wurde, bis dieser neue Mensch in unser Leben kommt – und das nur durch dieses Zusammentreffen erst diese Welt hervortreten kann.“).
- Ob ich derzeit mein „inneres Haus“ aufrichtig genug aufgeräumt habe, um einen (weiteren) Menschen hineinzulassen – oder ob ich nur einen knappen Platz an meinem bestgeschmückten Schaufenster zu vergeben habe.
- Ob ich derzeit einen stabilen Ort biete, an dem ein anderer Mensch sicher genug sein kann, um sich ihrer*seiner „Alltagsrüstung“ zu entledigen.
- Ob ich über genug innere Gewißheit verfüge, daß ich mich nicht an mir selbst festklammern muß, in der panischen Angst, mich selbst zu verlieren – sondern sowohl einen Arm für mich als auch einen Arm für jemand anderen habe, um sie*ihn mit ihrer*seiner Gewißheit zu empfangen und auszuhalten.
¹ Osho/Rajneesh/Bhagwan, Walk without feet, fly without wings and think without mind, Talk #8
² Osho/Rajneesh/Bhagwan, „The Power of Love“ He said / She said: Love in a relationship
³ Antoine de Saint-Exupéry: Der kleine Prinz, Kapitel 21, Auszug aus der Rede des Fuchses: »Mein Leben ist eintönig. Ich jage Hühner, die Menschen jagen mich. Alle Hühner gleichen einander und alle Menschen sind gleich. Das langweilt mich ein wenig. Aber wenn du mich zähmst, wird mein Leben heiter wie die Sonne sein. Ich werde den Klang deiner Schritte von den anderen unterscheiden lernen. Alle anderen Schritte jagen mich in meinen Bau. Deine Schritte werden mich wie Musik aus meinem Bau herauslocken. Und dann schau! Siehst du dort die Weizenfelder? Ich esse kein Brot. Weizen ist für mich ohne Nutzen. Die Weizenfelder erinnern mich an nichts. Und das ist traurig! Aber du hast goldene Haare. Wie wunderbar es sein wird, wenn du mich gezähmt hast! Der goldene Weizen wird mich an dich erinnern. Und ich werde das Brausen des Windes durch den Weizen lieben…«
Danke an Simon Müller auf Pixabay für das Foto!
Es wird sich alles finden. Wenn sich eine neue Welt auftut, dann ist es so und klar… und dann fügt es sich. Bei mir war es bisher immer so, wenn es wirklich gepasst hat, dann war es klar, es gab kaum Hindernisse auf unserem Weg zu uns… es passiert allerdings selten. Aber so Zweifel, ob es wirklich richtig ist, bringen die einen weiter? Ich habe jemanden kennengelernt, der sich mit dem Thema nicht so gut auskennt, er meinte: ich weiß nicht, ob das überhaupt funktionieren kann, aber ich will es einfach trotzdem. Mein Motto dazu ist auch oft, wo ein Wille ist, ist ein Weg 🙂
Zu „hirnlastig“ mein Ansatz? Da wir alle unterschiedlich sind, mag das auf mich als Autor zutreffen.
Gleichzeitig weiß ich über mich, daß ich mich auch schnell zu Mitwirkung und Kooperation hinreißen lasse, weil ich einen sehr bedürftigen, harmonieersehnenden Teil in mir habe, der oft versucht aus dem Enthusiasmus des bzw. der anderen Beteiligten Energie zu ziehen. Oft bis zur totalen Selbsthintanstellung. Darum ist mir mittlerweile auch bein „Daten“ wichtig, daß sich schon früh ein berechtigendes Gleichgewicht zwischen Nehmen und Geben abbildet. Und ich versuche vor „meinem Tor zu kehren“, indem ich meinen Gegenübern nichts weniger erweise, als ich mir für mich selbst wünsche.
Da ich mich von Eintrag zu Eintrag durchhangel, muß ich auch hier meinen Senf dazugeben.
Und wie schon mal erwähnt profitiere ich mega von diesem Blog.
Erstens bin ich der Meinung, daß es wirklich Menschen gibt die sehr viel Freude in sich haben und diese gern verschenken wollen und das Bedürfnis spüren, mit anderen zu teilen. Dies löst in denen die geben eine tiefe Befriedigung aus.
Daß es auch immer wieder die Anderen gibt, die nur nehmen, das ist dabei nicht das Problem der Gebenden. Weil Erstere eine Quelle unerschöpflicher Freude und Liebe in sich spüren. Dabei komisch zu sein, denn Humor ist zwingend nötig in allen Lebenslagen, erschließt sich für mich als Selbstverständlichkeit.
Hier stimme ich wieder mit einem „aber“ bzw. einem „wenn“ zu: Es mag wohl so in Ordnung gehen, wie Du es beschreibst, wenn alle Beteiligten hierbei gut aufgestellte und solide ausgebaute Persönlichkeiten sind.
Daß ist allerdings nach meinem Erleben in der Gegenwart noch nicht oft genug der Fall – und teilweise beanspruchen manche (über)eifrigen „Geber*innen“ allen Platz, alle Luft und alle Kommunikationswege bloß für sich, ohne den heiligen Raum der anderen zu achten (oder sind worst case geradewegs narzisstisch) – oder eben die Nehmer*innen sind unendliche „Schwarze Löcher“ die alle Energie verschlingen, ohne daß es dem Menschen hinter dem Phänomen überhaupt zuteil werden kann.
Ferner hoffe ich mit der Oligoamory ja auch ein bißchen auf Gemeinschaften, wo nicht alle Teile „endgeklärt“ sein müssen, so daß auch Platz für Unvollkommenheit ist. Aber da kommt dann ja auch wieder die heilende Kraft des Humors ins Spiel, so daß wir vom Nenner vermutlich gar nicht so weit von einander entfernt sind.
Da geb ich dir 100% recht. Aber so viel Intellektualität erwarte ich bei den Gebenden, daß sie sich distanzieren, zeitnah, von den sogenannten Fässern ohne Boden. Wir sind eben doch alle sehr unterschiedlich und haben eine sehr vielschichtige History, die wir mit uns rumtragen.